Angelina Yershova „Resonance Night“
(Twin Paradox/a-Musik)
Die überaus positiv aufgenommene Veröffentlichung von Yershovas „Pianos Abyss“-Album ist noch kein Jahr her, da legt die vielbeschäftigte und hoch dekorierte Pianistin bereits nach. Yershova stellt auf diesem Album all jenen klanglichen Phänomenen nach, die als „Nebenprodukt“ beim konventionellen Spiel entstehen. Beispielsweise werden die mechanischen Geräusche der Pedale und der Hämmer oder das Vibrieren der Saiten durch elektronische Bearbeitung zu Drones und rhythmischen Texturen verformt. Im Vergleich zum Vorgänger fokussiert „Resonance Night“ jedoch nicht auf die verfremdeten Momente, sondern bringt diese in Dialog mit dem Klang des „puren“ Pianos. Die stilistische Spannbreite, die Yershova damit abdeckt, ist beachtlich: vom treibenden Eröffnungsthema mit Suspense-Thriller-Flair über geräuschhaften Ambient („First Stop 389 Hertz“) und Dissonanzen („Deja Vu Glitch“) hinein in rhythmische Semi-Pop-Gefilde („Sweet Glissando“). Damit sei „Resonance Night“ nicht nur den Fans von Piano Interrupted und Hauschka ans Herz gelegt.
Sascha Bertoncin
Rezension aus Sonic Seducer, Ausgabe 02/2017.