Andras „Reminiszenzen“
(Einheit Produktionen/Soulfood)
Erinnerungen und Rückbezüge, wie sie der Titel verspricht, gibt es auf dem neuen Andras-Epos zuhauf: Zum einen widmen sich die paganistisch veranlagten Schwarzmetaller aus Sachsen in drei Kapiteln „Reminiszenzen an die verwunschenen Transzendenzen“, „Reminiszenzen an die vertrauten Lügen“ und schließlich „Reminiszenzen an die verwurzelte Heimat“. Fragwürdige nationale Untertöne, das sei hier ausdrücklich gesagt, gibt es nicht. Der Zweiteiler um den „Raubschütz“ etwa kreist vermutlich um den Robin Hood des Erzgebirges, Karl Stülpner. Zum anderen wären da die Verweise auf die eigene Frühgeschichte der 1994 gegründeten und zwischenzeitlich aufgelösten Kapelle, etwa die Einbindung des alten Andras-Wappens ins Coverartwork. Auch musikalisch steht man dem Erbe des naturverbundenen, heidnischen Black Metal alter Schule näher als modernen Varianten – allerdings ohne sich dogmatisch von neuen Einflüssen fernzuhalten. Stücke wie „Phantasma“ oder „Der blinde Mann“ erreichen hohe Ausschläge auf der Richterskala. „Die Tilgung“ wiederum nimmt das Lärmen zurück und entfaltet mit seiner dämonischen Spoken-Word-Performance finsteres Hörspielflair. „Reminiszenzen“ ist nicht eindimensional, aber entschlossen. Zwischen wütendem Wühlen im Morast und majestätischen Klangpanoramen, Hohn für die Hybris des Christentums und Naturverehrung wirkt dieses Album wie ein Lehrstück, das alle Facetten des Genres zusammenführt. Absolut überzeugend.
Christoph Kutzer
Rezension aus Sonic Seducer, Ausgabe 11/2017.