Amenra „Mass VI”
(Neurot/Cargo)
Brüsseler Spitzen, belgische Feinkost: Ähnlich bekloppt veranlagt (nur insgesamt eine gute Spur langsamer agierend) wie die etwas weiter südlich anwesenden Celeste, spielen Amenra auf „Mass VI“ nach längerer Auszeit einen extremen Metal aus, der nicht darauf abzielt, Gefangene zu machen. Dabei erweisen sich insbesondere die großzügig gestreuten vergleichsweise ruhigen Passagen als wahre Gemütsmörder. Einfach auf Effekt gestrickt, sollte „Mass VI“ mit einem Warnhinweis versehen werden: „Pardon, alles Elend dieser Welt enthalten.“ Sicher: Man meint es ja nicht so. Es gibt noch ein Morgen. Und es ist alles halb so schlimm. Von wegen: Dieses Album klingt nicht nur suizidal. Aber – was bleibt einem auch übrig?! Weitermachen, auf „Mass VII“ warten. Und sich bis dahin wundern, warum der Vorgänger so sehr an „Aqualung“ (Jethro Tull) oder „Sabbath, Bloody Sabbath“ (Black Sabbath) erinnert. Oder an die Balladen von den Scorpions. Ist ja doch alles nur Liebeskummer.
Stephan Wolf
Rezension aus Sonic Seducer, Ausgabe 12/2017.